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Schmerzen und Lahmheit: der Kreuzbandriss des Hundes

Plötzliches Lahmen und Schmerzen nach einer unglücklichen Bewegung im Knie, so beginnt oft die Leidensgeschichte von Hunden mit einem Kreuzbandriss. Wenn der Hund sein Kniegelenk bewegt, entsteht durch die besondere Anatomie der Hundeartigen eine große Scherkraft, weshalb das Kreuzband bei plötzlicher, unerwarteter Belastung reisen kann. Moderne chirurgische Methoden für das Kreuzband des Hundes erlauben eine gute Prognose, aber selbst bei optimalem Verlauf entwickeln sich als Spätfolge Arthrose.
Hund auf einer Wiese

Noch sitzt Ella friedlich auf der Wiese. Bald wird sie zum Sprung ansetzen.

Ella, eine 20 kg schwere Mischlingshündin, liebt es, auf diesem Steilhang am Satzberg hinauf und hinunter zu laufen. Mitten auf der steilen Wiese liegt ein alter Baumstamm. Ella kann sehr elegant über das Hindernis springen. Am letzten Sonntag jault sie beim Aufsetzen nach dem Sprung laut auf. Sie beendet ihren Lauf jäh und humpelt auf drei Beinen zum Besitzer. Am Abend will sie sich nicht mehr viel bewegen. Das Lahmen geht am nächsten Morgen erst richtig los.

Das Kniegelenk ist durch einen Kreuzbandriss instabil. Die TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomie) – eine Kreuzbandoperation für den Hund – erzielt einen besseren biomechanischen Winkel im Kniegelenk. Der Chirurg setzt einen Sichelschnitt im oberen Teil der Tibia und schwenkt die Gelenksfläche des Unterschenkels.

Der Kreuzbandriss

Symptome

  • Lahmheit
  • Kniegelenksschwellung
  • Schmerzen

Risikofaktoren

  • Das Alter: Hunde, die älter als 4 Jahr sind kastrierte Hunde
  • große Rassen: Rottweiler, Boxer, Chow-Chow
  • Hunde über 20 kg Körpergewicht, insbesondere wenn sie übergewichtig sind
  • Hund mit einem besonders spitzen Winkel im Kniegelenk: 30° und weniger

Diagnose Kreuzbandriss

  • Klinische Untersuchung
    • „Schublade“
  • Röntgenbilder des Kniegelenks
  • Computertomografie

Therapieoptionen

  • Tibial Plateau Leveling Osteotomy (TPLO)
  • Tibial Tuberositas Advancement (TTA)

Begleitende Maßnahmen

  • Gewichtsreduktion
  • Schmerztherapie
  • Nahrungsergänzungen
  • Physiotherapie
  • Lasertherapier

Wie erkenne ich einen Kreuzbandriss bei meinem Hund?

Der Hund lahmt; er will die hintere Pfote nicht aufsetzen. Am veränderten Gangbild erkennen Sie die Störung. Der Hund lahmt.

Das Kniegelenk des Hundes ist geschwollen.

Wenn sich das Kreuzband verletzt, entzündet sich das Kniegelenk, nach wenigen Stunden füllt eine große Menge an Flüssigkeit die Gelenkskapsel und spannt sie. Beim Tasten fühlt sich das Kniegelenk geschwollen und warm, mitunter heiß an.

Der Hund hat Schmerzen im Kniegelenk.

Entzündungen bedingen Schmerzen. Vor allem das Aufsetzen auf der Pfote ist schmerzhaft. Der Hund entlastet die verletzte Extremität und versucht auf drei Beinen zu gehen.

Warum ist bei Ella das Kreuzband gerissen?

„Sie ist doch immer wieder über Hindernisse gesprungen und hat sich ja auch bisher nichts getan.“

In den letzten Jahren verletzen sich Hunde zunehmend am Knie. Da Hunde heute deutlich älter werden, ist ein Anstieg an Kreuzbandrissen nicht verwunderlich. Großwüchsige Hunde verletzen sich schon ab dem 5., kleine Hunde ab dem 9. Lebensjahr. Warum gerade kastrierte Hunde häufiger unter den Patienten zu finden sind, ist nicht ganz klar (Urfer and Kaeberlein, 2019). Die Größe der Rasse ist als Risikofaktor hingegen offensichtlich.
Der wohl wichtigste Grund, warum gerade Hunde an Kreuzbandrissen leiden, hat mit dem ungünstigen Winkel im Kniegelenk zu tun. Bestimmte Hunderassen haben Winkel unter 25° Grad, weshalb schon geringe Kräfte zu einem Kreuzbandriss führen. Studien haben gezeigt, dass ab dem 4.-5. Lebensjahr eine konstante, stetig fortschreitende Degeneration der Kreuzbänder einsetzt. Die Bänder verlieren an Zug- und Spannkraft.

Wie diagnostiziert der Tierarzt einen Kreuzbandriss?

Kreuzbandriss Abbildung des Kniegelenkes eines Hund. Schematische Darstellung

Durch den flachen Winkel zwischen Oberschenkel und Unterschenkel entstehen starke Scherkräfte am Kniegelenkes eines Hundes. Kreuzbandrisse sind möglich.

Da die Lahmheit von Ella am nächsten Tag nicht besser ist, bringt die Besitzerin ihre Hündin zum Tierarzt Wien West. Im Zuge eines orthopädischen Untersuchungsgangs stellt der Tierarzt Schmerzen am Kniegelenk, erhöhte Wärme und eine Schwellung fest. Durch Druckproben am Gelenk löst er die sogenannte Schublade aus. Dabei verschiebt der Tierarzt den Ober- und Unterschenkel gegeneinander. Dies ist möglich, weil die Kreuzbänder, die diese Bewegung eigentlich behindern, gerissen sind. Das Kniegelenk ist instabil und weist eine erhöhte Beweglichkeit aus.

Nach der klinischen Untersuchung ist klar, dass das Kreuzband verletzt ist. In leichteren Fällen ist es nur angerissen, manchmal ist es abgerissen. Bei einem Einriss verschreibt der Tierarzt Ruhe und ein Schmerzmittel, bei einem Abriss ist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Der Tierarzt bestätigt den Verdacht durch ein Röntgenbild. Am Bild beurteilt er die Stellung der Oberschenkel- und Unterschenkelknochen zueinander, die Schwellung der Gelenkskapsel und andere Hinweise.

Zur Vertiefung der Diagnose und bei unklaren Fällen wird er zu einer Computertomografie raten. Diese Untersuchung eignet sich besonders, um Haarriss- bzw. kleinste Absprengfrakturen an der Gelenksfläche zu erkennen. Die Untersuchung eignet sich gut um die Gelenksscheiben (Menisci) zu beurteilen. Dies klappen oft infolge der Kreuzbandverletzung um.

Schubladentest

Er dient der klinischen Diagnose der Ruptur des vorderen und/oder hinteren Kreuzbandes (Kreuzbandriss). Der Untersucher erkennt an der  Parallelverschiebung im Kniegelenk kann eine Verletzung. Der Tibiakompressions- ergänzt den Schubladentest.

Therapieoptionen: die Kreuzbandchirurgie

Tierärzte behandeln den Kreuzbandriss des Hundes entweder konservativ oder chirurgisch. Nach einem Beratungsgespräch, einer klinischen Untersuchung und guten Röntgenbildern sucht das Team Tierarzt Wien West gemeinsam mit Ihnen nach einer guten Option für Ihren Hund.

 

Das Tierarzt Team West empfiehlt

In der langfristigen Prognose gibt es keinen großen Unterschied zwischen TTA und TPLO. Bei der TPLO belastet der Patient meist nach 5 bis 10 Tagen das operierte Kniegelenk.

Vorteile TPLO

  • einfaches Implantat, kurze Operationszeit
  • geringere Narkosebelastung
  • minimales Infektionsrisiko

Tibial Tuberositas Advancement (TTA)

TTA ist eine Methode, um ein instabiles Kniegelenk nach der Ruptur des vorderen Kreuzbandes zu korrigieren. Der Chirurg löst den vorderen Teil des Schienbeins ab und versieht ihn mit einem Implantat, um den Scherkräften im verletzten Kniegelenk entgegenzuwirken.

Kreuzbandriss Das Röntgenbild des linken Kniegelenkes eines Hundes mit einem Kreuzbandriss

Tibial Plateau Leveling Osteotomy (TPLO)

Der Chirurg durchtrennt mit einem Sichelschnitt das Schienbein und verschraubt mit Hilfe einer patentierten TPLO-Platte in einer veränderten Stellung die beiden Knochenteile wieder miteinander. Mit der veränderten Stellung bewegt sich das Gelenk ohne Vorschub, da das gerissene Kreuzband diese Aufgabe ja nicht mehr gewährleistet. TTA und insbesondere die TPLO reduzieren die notwendigen Kräfte zur Bewegung des Kniegelenks.

 

Mögliche Komplikationen für TTA und TPLO

  • Meniskusriss
  • Fraktur des Schienbeins
  • Luxation der Kniescheibe
  • Abstoßung des Implantats
  • Infektion
  • Leck Granulom: durch den Druck des Implantats einerseits und den Wundschmerz andererseits kann der Hund anfangen, die Schnittstelle intensiv zu belecken.

Andere chirurgische Methoden

Die Kapselraffung und/oder Haltebandtechnik sind ältere Methoden, die heute noch bei der Katze eine valide Alternative darstellen. Beim Hund sind die beiden oben beschriebenen Methoden „state of the art“.

Begleitende Maßnahmen nach der Chirurgie

Vielfältige Maßnahmen sind begleitend nach der Chirurgie möglich, sinnvoll und notwendig. Wir planen Sie individuell für den Hund und beraten Sie gerne:

  • Gewichtsmanagement = Gewichtsreduktion!!!
  • Schmerztherapie
  • Knorpelwachstum fördern (chondromodulierende Nahrungszusätze)
  • Rehabilitation, wie Laser- oder Physiotherapie.

Häufig gestellte Fragen

Wann kann ein Hund nach einer Kreuzbandoperation wieder laufen?

Wie heilt das gerissene Kreuzband

Bei der Katze kann das verletzte Kreuzband mit viel Ruhe und Käfigzwang konservativ heilen. Beim Hund raten wir davon ab! Bei erfolgreicher Chirurgie und engagierter Rehab heilt das Kniegelenk vollständig nach 3 Monaten. Für eine schmerz- und lahmheitsfreien Bewegung sprechen die Studien von 6 bis 8 Wochen. Die TPLO erlaubt eine kurzfristige Belastbarkeit der operierten hinteren Extremität nach 7 bis 10 Tagen.

Was passiert, wenn Sie das gerissene Kreuzband Ihres Hundes nicht operiert lassen?

Das Gelenk entzündet sich chronisch und es entstehen massive Knochenauflagerungen. Mittel- und langfristig leidet der Hund unter chronischen Schmerzen, er lahmt und bewegt sein Kniegelenk nur eingeschränkt.

Gibt es langfristige Folgen bei einem Kreuzbandriss?

Trotz erfolgreichen chirurgischen Eingriffes kommt es langfristig zu Spätfolgen: Arthrosen und Lahmheit. Spätfolgen sind auch mit einer optimalen Chirurgie meist unausweichlich. Auf langer Sicht bewähren sich chondromodulierende Nahrungsergänzungen. Sie wirken sich positiv auf Knorpelwachstum und Arthrosen aus.

Hilft eine Lasertherapie meinem Hund nach der Operation?

Eine Lasertherapie im Anschluss an die Gelenksoperation beschleunigt die Heilung und reduziert den Schmerz.

Katze springt über eine Wiese
Hund setzt zum Sprung an und springt über einen Baumstumpf

Was kostet eine Kreuzbandoperation beim Hund?

Der Preis einer Kreuzbandoperation beim Hund setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen:

  • Für die Narkose ist das Gewicht ausschlaggebend.
  • Gibt es schon Vorbefunde?
  • Wie viele Röntgenbilder braucht der Tierarzt noch?

Orientieren Sie sich an der Preistabelle. Sie gibt Aufschluss über Kosten einer Kreuzbandrisschirurgie. Die Kosten einer TPLO können je nach Gewicht des Hundes und allfällige Voruntersuchungen stark variieren.

Erstvisite € 60, jede weitere 38
Erstes Bild € 70, jedes weitere 38
großes Blutbild € 180
Katze  € 100/Stunde

Hund bis 20 kg € 145/Stunde

Hunde bis 40 kg € 175/Stunde

Hünde über 40 kg € 205/Stunde

Operativer Zeitaufwand Team € 1050

Material inc. TPLO Platte

Katzen und Hunde bis 20 kg € 721

Hunde bis 40 kg € 859

Hunde über 40 kg € 1020

stationäre Aufnahme Katze € 40/Tag

stationäre Aufnahme Hund € 50/Tag

Lasertherapie 4+1 Sitzungen € 165

Physiotherapie auf Anfrage

Haben Sie noch Fragen? Wir beraten Sie auch gerne persönlich!

Dr. Maurizio Colcuc

Dr. Maurizio Colcuc

Fachtierarzt für Dermatologie

Modernste Vorsorge mit Feingefühl

Ein Motto eine Verpflichtung

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